Vom Nachteil zum Vorteil: Schwächen im Vorstellungsgespräch gekonnt präsentieren
Die Frage „Was sind Ihre Schwächen?“ ist ein Dauerbrenner im Vorstellungsgespräch und viele fürchten sie. Aber keine Angst: Wir erklären dir im folgenden Artikel, wie du die Frage für dich nutzen kannst und geben dir Tipps, um eine gute und individuelle Antwort parat zu haben. Außerdem erklären wir dir, warum die Frage gestellt wird und was du auf keinen Fall tun solltest.
Wer im Vorstellungsgespräch Schwächen erfragt, möchte nicht unbedingt das „Was“ erfahren, sondern das „Wie“ austesten. Es handelt sich somit um eine Testfrage, die bewusst kritisch gestaltet ist. Der Interviewer möchte beobachten, wie du mit derartigen Fragen umgehst.
Jetzt heißt es kühlen Kopf behalten: Anstatt in Panik auszubrechen, deine innersten Sorgen und Ängste offenzulegen oder zuzugeben, dass du Selbstzweifel hast, bleib gelassen. Nimm dir für die Beantwortung Zeit, um zu demonstrieren, dass dich die Frage nicht aus der Bahn wirft und dass du gewissenhaft reflektierst.
Wichtig: Der Interviewer möchte hier eine authentische und ehrliche Antwort hören. Sei also nicht der hundertste Bewerber, der sagt, dass er zu perfektionistisch ist oder der versichert, dass er so gerne arbeitet, dass er immer als letzter aus dem Büro verschwindet. Mit dieser 08/15 Antwort verlierst du deinen Gegenüber sofort und entlarvst dich als schlecht vorbereitet, unreflektiert und unauthentisch. Besser ist es hier, wirklich eine Schwäche offenzulegen, aber zugleich zu erklären, wie du damit umgehst.
Mit welchen Antworten du den Interviewer begeisterst und einem Jobangebot einen großen Schritt näherkommst, erklären wir in einem späteren Kapitel.
Du solltest während des ganzen Interviews aufmerksam bleiben. Eventuell kommt die Frage „Was sind Ihre Schwächen?“ gar nicht oder wird nicht in dieser Form gestellt.
Manche Personaler fragen eher subtil nach deinen Schwächen. Zum Beispiel könnten sie dich bitten, eine schwierige Situation in deinem letzten Job zu schildern. Dabei kommen deine möglichen Schwächen schnell heraus.
Die folgenden alternativen Fragen und Methoden werden von Personalern eingesetzt, um indirekt nach Schwächen zu suchen:
Jeder hat viele verschiedene Stärken und Schwächen. Ein anstehendes Vorstellungsgespräch ist ein guter Moment, um über deine professionellen Schwächen zu reflektieren, wenn du dies vorher noch nicht getan hast.
Wir haben 6 häufige Schwächen, die Menschen im beruflichen Kontext haben, für dich aufgelistet:
In all diesen Fällen gibt es jedoch gute Lösungen. Erkläre dem Personaler zum Beispiel, dass du einen Rhetorikkurs besuchst, um zu lernen, vor Publikum zu sprechen; dass du nun erst reflektierst, bevor du Hilfe zusagst; dass du Kritik in Zukunft netter verpacken möchtest; dass du daran arbeitest, systematische Listen für den Überblick zu erstellen; dass deine Lücke im Lebenslauf einen besonderen Zweck hatte; oder dass du bei Telefonaten ein Skript erstellst, um dich vorbereitet zu fühlen.
Denke daran, wenn du deine eigenen Schwächen im Vorstellungsgespräch kommunizierst, dass du weder allzu große Makel noch Schwächen, die sich nicht ändern lassen, nennen solltest. Das heißt, dass zum Beispiel der Satz „Ich hatte schon immer Probleme damit, pünktlich zu sein, und das wird sich in diesem Leben auch nicht mehr ändern“ gar nicht gut ankommen wird.
Besser ist es, wenn du direkt eine Lösung anbietest. Es fällt zum Beispiel vielen Menschen schwer, Nein zu sagen. Wenn du nun erklärst, dass du gelernt hast, vor der Annahme einer Aufgabe abzuwägen, ob du diese wirklich bewältigen kannst, ist dies ein gutes Zeichen.
Unsere Liste mit 10 beispielhaften Schwächen im Bewerbungsgespräch gibt dir eine Idee davon, in welche Richtungen es gehen kann. Nutze diese Beispiele als Inspirationsquelle, um deine ganz persönliche Schwäche zu identifizieren. Es ist wichtig, authentisch zu bleiben und nicht einfach eine vorgefertigte Antwort zu nutzen, die möglicherweise schon von vielen anderen Bewerbern vor dir verwendet wurde. Wie du das tust, erklären wir dir im folgenden Kapitel.
Natürlich solltest du im Interview nicht sagen, dass du gar keine Schwächen hast. Wer jedoch noch nie ernsthaft über das Thema reflektiert hat, muss zunächst eine Weile überlegen, bis er „gute“ Schwächen für das Vorstellungsgespräch ausmachen kann.
Bitte in diesem Fall Freunde, Verwandte oder nahestehende Kollegen um eine ehrliche Einschätzung. Dieser Blick von außen hilft dir dabei, Verbesserungspotenzial zu erkennen. Auch Fragen wie „Welche Situation mag ich nicht?“ oder „Welche Aufgaben vermeide ich?“ sind aufschlussreich.
Überlege auch, ob du in der Vergangenheit konstruktives Feedback von Kollegen oder Vorgesetzten erhalten hast, aus dem sich Schwächen ableiten lassen. Du kannst im Gespräch sogar sagen, dass dein ehemaliger Chef etwas an dir kritisiert hat, dass du dann verbessert hast – so zeigst du, dass du kritikfähig bist und konstruktiv an Problemen arbeiten kannst.
Grundsätzlich gilt, dass du deine Schwächen nicht verschweigen solltest. Denn wenn das Gespräch erfolgreich ist und du bei dem Unternehmen anfängst, werden deine Schwächen ohnehin irgendwann ans Licht kommen.
Es ist natürlich, dass man Schwächen hat, weshalb es keinen Grund, sich für diese zu schämen. Ganz im Gegenteil: Dein Gegenüber im Interview würde dich als unreflektiert oder gar als Lügner abstempeln, wenn du sagen würdest, dass du keine Schwächen hast. Bedenke zudem, dass das Vorstellungsgespräch auch eine Chance für dich darstellt, zu überprüfen, ob der ausgeschriebene Job wirklich zu dir passt. Sollte sich beispielsweise zeigen, dass du häufig vor großen Gruppen reden musst, was dir aber vielleicht gar nicht liegt, gib das am besten direkt zu. Vielleicht findet sich eine Lösung – und vielleicht ist der Job einfach nicht der Richtige für dich.
Anstatt aber nur niedergeschlagen zu sagen, dass du nicht gern vor großen Gruppen sprichst, solltest du deine Schwäche positiv verpacken. Schildere also, was du stattdessen kannst. Vielleicht präsentierst du lieber online, bist ein PowerPoint-Künstler oder erstellst Videos, die eine Präsentation ersetzen können? Gib dem Unternehmen so einen Eindruck davon, wie du alternativ punktest.
Wichtig ist zudem, dass du keine allzu großen Makel nennst. Du kannst beispielsweise Charaktereigenschaften nennen, die eher nachteilig sind, oder positive Eigenschaften, die bei dir weniger ausgeprägt sind. Aber zugleich solltest du das Unternehmen nicht von dir abschrecken.
Tipp: Gib nicht mehr als eine Schwäche zu. Jedoch kann es nicht schaden, mehrere mögliche Schwächen im Hinterkopf zu haben.
Wenn du im Vorstellungsgespräch merkst, dass deine Schwächen den beschriebenen Job nicht beeinflussen, ist dies das Best-Case-Szenario. Dann kannst du nämlich als Antwort auf die Frage einfach eine Schwäche wählen, die für deine Arbeit im Unternehmen weniger relevant ist.
In jedem Fall gilt, dass du im Vorstellungsgespräch Schwächen positiv verpacken solltest. Erkläre zunächst, wie dir eine bestimmte Situation erschwert wurde. Als Nächstes kannst du erläutern, wie du damit umgegangen bist, um die Situation zu retten. Außerdem ist es sinnvoll, zu erklären, wie du die Schwäche kurzfristig und auch auf lange Sicht verbessern möchtest.
Personaler fragen gezielt nach den Schwächen, um deine Reaktion und auch deine Ehrlichkeit zu überprüfen. Die folgenden Antworten sind ein Hinweis darauf, dass du die Frage nicht ernst nimmst:
Diese vermeintlichen Schwächen sind so aufgebaut, dass sie leicht als Stärken gedeutet werden können. Viele Bewerber meinen, dass es sich um clevere Antworten handelt. Aber Personaler haben schon mehr als genug davon gehört.
Außerdem solltest du davon absehen, nach Vorstellungsgespräch Schwächen im Internet zu suchen und dann eine Liste vorzulesen. Denn dein Interviewer wird eine sehr gute Menschenkenntnis haben und sich durch so ein Manöver nicht täuschen lassen. Wichtiger ist, dass er dich kennenlernen kann und dass du Selbstreflexion zeigst. Nutze daher echte Beispiele aus deinem Arbeitsleben, um deine Schwächen, aber auch deine Reaktion darauf, authentisch darzustellen.
Manche Bewerber versuchen, die Frage nach Schwächen durch einen Witz abzuwenden. Indem sie zum Beispiel sagen, dass sie zu viel Schokolade essen oder gar keine Schwächen haben. Jedoch finden Personaler das gar nicht lustig, denn derartige Taktiken zeigen, dass der Bewerber das Gespräch nicht ernst nimmt.
Noch ein wichtiger Punkt: Nimm die Frage nach den Schwächen auf keinen Fall persönlich. Denn der Personaler möchte dich weder ärgern noch bloßstellen. Im Gegenteil, das Gespräch soll sicherstellen, dass die ausgeschriebene Stelle für beide Seiten passt.
Wie immer im Bewerbungsgespräch gilt auch bei der Frage nach deinen Schwächen, dass du ruhig und gelassen bleiben solltest. Eine gute Vorbereitung hilft dir dabei, eine ehrliche und gut durchdachte Antwort zu geben. Denke daran, einen positiven Spin zu finden, um dem Unternehmen darzustellen, warum du dich trotz – oder vielleicht sogar gerade wegen – deiner Schwäche für die Position eignest. Ein wenig Humor ist nicht verkehrt, aber am wichtigsten ist, dass du eine konstruktive Lösung anbietest. So findest du am Ende eine Stelle, die gut zu dir und deinen Fähigkeiten passt.