Die Frage „Wenn Sie ein Tier wären, welches wäre das dann?“ ist eine exotische, aber mittlerweile häufig vorkommende Frage in Bewerbungsgesprächen. Hat man sich vorher nicht mit der Frage und einer möglichen Antwort auseinandergesetzt, dann kann einen diese Frage überrumpeln. Dann nennt man aus der Not heraus sein Lieblingstier oder das Tier, welches einem als erstes in den Sinn kommt. Es ist aber ratsam, sich mit der Frage näher zu befassen, denn die Antwort kann viel über dich, deinen Charakter und deine Arbeitsweise verraten.
Die Frage ist unscheinbar und vermittelt den Eindruck, es handele sich um eine reine Spaßfrage. Es steckt jedoch viel mehr dahinter. Tieren werden – teilweise schon seit mehreren hundert Jahren – menschliche Eigenschaften zugeschrieben. Wissenschaftlich wird dieses Phänomen Anthropomorphismus bezeichnet und umfasst dabei die Zuschreibung menschlicher Eigenschaften gegenüber Tieren, Göttern, Naturgewalten, etc. Dabei spiegeln die zugeschriebenen Charakterzüge nicht zwingend die Realität wider, sondern sind vielmehr Assoziationen, die wir aufgrund des Aussehens oder bestimmter Verhaltensweisen haben. So ist der Dachs in vielen Fabeln als nachdenklich und klug charakterisiert, es gibt jedoch keinen Beleg dafür, dass Dachse klüger und nachdenklicher als andere Tiere sind.
Neben diesen Assoziationen, die wir als Mensch mit verschiedenen Tieren verbinden, gibt es Merkmale, die sich aus der Verhaltensweise von Tieren ableiten lassen. So ist allein aufgrund des Sprichworts „fleißig, wie eine Biene“ unstrittig, dass die Biene ein sehr fleißiger Zeitgenosse ist. Sie ist in ihrem kurzen Leben immer unterwegs und sammelt emsig Nektar und Pollen.
Für das Bewerbungsgespräch ist es also wichtig, sich im Vorhinein Gedanken zu machen, welche Eigenschaften für die ausgeschriebene Position von Vorteil sind und welche man selbst verkörpert. Diese Übung ist nicht nur nützlich dafür, um die Frage nach dem Tier, welches man selbst wäre, zu beantworten, sondern hilft dabei, zu überprüfen, ob die Stelle das Richtige für einen ist.
Es ist wichtig, sich einen Überblick über die verschiedenen Eigenschaften zu verschaffen, die man in unterschiedlichen Jobs benötigt. Bewirbst du dich auf einen Job als Vertriebler/in, in dem du viel als Einzelkämpfer draußen beim Kunden unterwegs bist oder bereitest du dich auf das Vorstellungsgespräch als Teamassistent/in vor, in dem du deine Gegenüber überzeugen möchtest, dass du vor allem ein Teamplayer bist, der gerne andere Kollegen/innen unterstützt? Während die erstgenannte Position eher einen Einzelgänger mit ausgeprägtem Jagdtrieb gefordert ist, wird sich das Unternehmen bei der zweiten Stelle ein Rudeltier, dass sich um andere kümmert, wünschen.
Zur Veranschaulichung sind die genannten Beispiele sehr polarisierend gewählt. In der Realität sind die Abstufungen feiner. Das macht es auf der einen Seite zwar schwieriger, relevante Charaktereigenschaften zu identifizieren, auf der anderen Seite hast du mehr Spielraum und je weniger klar das relevante Eigenschaften-Set der ausgeschriebenen Stelle ist, desto mehr Möglichkeiten hast du, mit einer guten Story zu überzeugen. Ist beispielsweise ein Business Developer gesucht, kommt es in erster Linie nicht darauf an ein bestimmtes Tier zu wählen, sondern eine gute Geschichte mit passenden Eigenschaften dazu zu erzählen.
Um herauszufinden, welches Tier dir am nächsten kommt, musst du im ersten Schritt bestimmen, welches deine Charaktereigenschaften sind. Bist du eher gesellig oder magst du es allein zu arbeiten. Magst du lieber eingeschwungene klare Prozesse oder stößt du dir gerne die Hörner an neuen Problemstellungen ab? Man findet im Netz diverse Tests, mit denen man diese Eigenschaften testen kann. Wichtig ist hier: Am Ende wirst du eine ganze Reihe von Charakterzügen und Eigenschaften identifiziert haben, die zu deiner Persönlichkeit gehören. Überlege nun, welche du im Vorstellungsgespräch in den Vordergrund rücken möchtest und suche dir das passende Tier aus der folgenden Liste heraus. Es gibt natürlich auch eine Reihe von Tieren, bei denen wir allgemein dazu raten, sie nicht zu nennen, weil sie eher für negative Eigenschaften stehen. Zum Beispiel eine Heuschrecke. Mit dieser assoziieren die meisten Menschen übermäßige Gefräßigkeit, sie steht in direkter Verbindung mit Plagen und Hungersnöten und sie ist ein Symbol für gierige Finanzinvestoren.