Die schriftliche Bewerbung war erfolgreich und der Termin fürs Vorstellungsgespräch steht. Doch mit ihm wächst die Aufregung: Wie präsentiere ich mich am besten? Was ziehe ich an, wie bereite ich mich inhaltlich vor, wie verhalte ich mich? Und ganz wichtig: Was sage ich, wenn ich aufgefordert werde, mich vorzustellen oder meinen persönlichen und beruflichen Werdegang darzustellen?
Selbstpräsentation umfasst im Vorstellungsgespräch bedeutend mehr als nur die fünf bis zehn Minuten, in denen du etwas über dich erzählst. Denn du bist eben du und kannst daher gar nicht anders als dich mit Haut und Haaren zu präsentieren.
Was du aber kannst ist: Deine Präsentation verfeinern, steuern und an deine Zielsetzung anpassen. Und genau das solltest du im Vorstellungsgespräch demonstrieren. Denn ein Bewerbungsgespräch ist kein Selbsterfahrungstrip, auf dem du dich selbst kennenlernst. Sondern eine Prüfung, in der du zeigst, was du draufhast. Und zwar so, dass die Botschaft auf eine angenehme Weise ankommt.
Bestimmt hast du schon tolle Ideen, wie du dich im Vorstellungsgespräch präsentieren wirst. Und falls nicht? Es schadet nicht, denn bevor du anfängst, darüber nachzudenken, gehe erst einmal weg von deinen Ideen und hin zu einer kleinen Übung: Zeichne dir auf ein Blatt Papier ein Dreieck und beschrifte je eine der Spitzen mit den Worten: Unternehmen, Tätigkeit, Ich.
Und nun nimm noch einmal deine Bewerbung und die Stellenausschreibung zur Hand und öffne die Website des Unternehmens, bei dem du dich beworben hast. Wenn es dir Spaß macht, stell dir vor, du wärest ein Detektiv, dessen Aufgabe es ist, herauszufinden, was die Gemeinsamkeiten dieser drei Begriffe sind. Was teilen Unternehmen, Stellenbeschreibung und du als künftige/r Mitarbeiter/in miteinander? Was passt gut zusammen?
Sinn dieser Übung ist es, wegzukommen von einer Selbstpräsentation, die dir oder deinen Freunden am besten gefällt. Im Bewerbungsgespräch geht es darum, klarzustellen, dass du die beste Besetzung für die Stelle bist. Weil deine Qualifikation stimmt. Weil deine Persönlichkeit überzeugt. Und weil beides perfekt mit dem Unternehmen und der Position harmoniert.
Notiere dir daher alles, was dir passend erscheint. Und gehe auch bei allen weiteren Punkten, die wir dir im Folgenden vorstellen auf diese Weise vor. Schließlich muss deine Art, dich zu präsentieren, nicht nur zeigen, wer du bist. Sondern vor allem auch berücksichtigen, wer das von dir wissen will.
Im engeren Sinne versteht man unter einer Selbstpräsentation im Vorstellungsgespräch vor allem jene Phase, in der du gebeten wirst, dich vorzustellen. In einem einleitenden Satz gibst du drei bis vier kurze Informationen zu deiner Person. Abschließend kannst du gern noch ein spannendes Hobby erwähnen oder erzählen, wofür du dich in deiner Freizeit engagierst.
Für den Mittelteil stellst du dir das goldene Dreieck vor, sodass du in deinen Ausführungen drei Perspektiven berücksichtigst:
Was kann ich bereits gut, habe ich bereits gelernt, erfolgreich ausgeführt? Warum bewerbe ich mich bei diesem Unternehmen und wie möchte ich mich dort beruflich weiterentwickeln?
Warum passe ich besonders gut zu dem Unternehmen und was habe ich ihm zu bieten? Welche Schwerpunkte meiner Ausbildung oder welche bisherigen Qualifikationen sind am wichtigsten für das Unternehmen?
Welche meiner Stärken und Erfahrungen passen genau zu dieser Position? Welche Soft Skills oder soziale Kompetenzen sind es, die mich zu einem geeigneten Teamplayer machen?
Achte darauf, dass du nicht einfach nur leere Phrasen aneinanderreihst, sondern versuche, so konkret wie möglich zu werden. Wähle abschließend dann jene Qualifikationen, Erfahrungen und Eigenschaften aus, die in allen drei Bereichen punkten können.
Selbstpräsentation ist aber eben nicht allein Inhalt. Jeder von uns hat irgendwo im Hinterkopf eine Vorstellung davon, wie er sein und wie er sich präsentieren möchte. Doch gerade dann, wenn etwas klar, wie Kloßbrühe ist, kann man es oft schwer vermitteln. Wichtig ist daher auch, dass du an deiner Sprache und an deinen Formulierungen arbeitest.
Dabei gilt es zwei wesentliche Punkte zu beachten:
Versuche herauszufinden, wie der Umgangston im Unternehmen ist. Aus der Stellenanzeige und von der Unternehmenswebsite erfährst du, ob man sich dort siezt oder duzt. Ist der Tonfall eher locker, sachlich, humorvoll? Fühlst du dich sofort als Team-Mitglied angesprochen oder klingt eine gewisse Distanz durch? Betont das Unternehmen den lockeren Spirit des Start-ups oder eine konservative Tradition?
Selbstverständlich sollst du dich während deiner Selbstpräsentation nicht verstellen. Aber manchmal erfordert es schon ein wenig Übung, bestimmte sprachliche Gewohnheiten abzulegen. Oder mal neue Formulierungen auszuprobieren.
Die Schwierigkeit besteht darin, nicht übertrieben selbstsicher und von sich überzeugt zu erscheinen. Achte also darauf, dass du deine Stärken erwähnst, aber nicht in eine Lobhudelei verfällst. Der Unterschied wird beispielsweise an folgenden Äußerungen deutlich:
Positiv und konkret: Ich spreche gern mit Menschen, höre ihnen zu und begegne Kunden auch am Telefon mit einem Lächeln. Ich versuche, mich in sie hineinzuversetzen und ihre Sprache zu sprechen. Deshalb hatte ich in meiner bisherigen Position überdurchschnittlich hohe Erfolgsquoten.
Unangemessene Lobhudelei: Ich weiß genau, was ich Leuten sagen muss, checke schnell, wie ich sie überzeugen kann, und bin daher der Beste im Unternehmen.
Selbstpräsentation umfasst dein gesamtes Auftreten: Die Art, wie du mit anderen Kontakt aufnimmst, deine Körperhaltung und deine Kleidung oder dein Make-up. Und erneut gilt die Grundregel: Angemessen ist nicht, was dir am besten gefällt oder dich am attraktivsten erscheinen lässt. Sondern was am besten zu dir, dem Unternehmen und der ausgeschriebenen Stelle passt.
Viele Branchen haben ihren eigenen Dresscode, dieser kann aber von Unternehmen zu Unternehmen noch mal anders ausfallen. In einigen Büros wird es als normal empfunden, im Sommer kurze Hosen und offene Sandalen zu tragen, andere bestehen auf einem konservativen Kleidungsstil.
Du solltest auch hier wieder damit starten zu überlegen, wofür das Unternehmen, bei dem du dich bewirbst, steht. Gehen deine eigene Vorstellung davon, in welcher Bekleidung du dich wohlfühlst und was im Unternehmen vorgeschrieben ist, sehr weit auseinander? Dann musst du eine Entscheidung treffen: Willst du den Job so sehr, dass du diesen Kompromiss eingehen kannst?
Ebenfalls wichtig fürs Vorstellungsgespräch ist, dass du dich so kleidest, dass du nicht schwitzt oder frierst, nichts kneift oder einschnürt. Denn das würde nicht nur einen schlechten Eindruck machen, es würde dich auch hemmen, dich frei und souverän zu präsentieren.
Sowohl die deine Kleidung als auch deine Körperhaltung verrät viel über dich. Klar, während des Bewerbungsgesprächs bist du nervös und angespannter als sonst, das wird jeder verstehen. Umso wichtiger ist es, dass du vorab mal selbst ausprobierst, wie unterschiedlich es sich anfühlt, ob du die Schultern hängen lässt und die Beine übereinanderschlägst oder eine aufrechte und konzentrierte Haltung einnimmst.
Im ersten Fall erweist du dich nämlich nicht nur als verschlossen, du behinderst auch deine Atmung und das wirkt sich auf dein Wohlgefühl und auf deine Stimme aus.
Setz dich am besten mal vor einen Spiegel und stelle dir vor, dass dich eine oder mehrere Personen anschauen. Was sehen sie? Wen sehen sie? Versuche dann immer mal wieder genau die Haltung einzunehmen, die am besten zu dir und der Situation passt, sodass sie dir im Bewerbungsgespräch bereits als selbstverständlich erscheint. Wir haben dem Thema Körpersprache im Vorstellungsgespräch einen eigenen Artikel gewidmet, in dem wir neben allgemeinen Tipps konkrete Dos and Don'ts für ein erfolgreiches Job-Interview zusammengefasst haben.
Überhaupt erweist es sich als vorteilhaft, wenn du nicht erst einen Abend vor dem Bewerbungsgespräch beginnst, dich darauf vorzubereiten. Denn wenn du bis hierhin gelesen hast, wirst du bereits bemerkt haben, dass es richtig Arbeit bedeutet, sich darauf einzustimmen und auf alles Wichtige zu achten.
Doch es lohnt sich, denn je besser du dich präsentierst, desto größer die Chance, eine Zusage zu erhalten. Und wenn nicht beim ersten, dann eben beim nächsten Mal!
Üben kannst du deine Fähigkeit zur Selbstpräsentation daheim, unterwegs, mit Freunden oder Verwandten und mit unserem digitalen Bewerbungstrainer. Der Interview Fox zeigt dir typische Fragen aus echten Bewerbungsgesprächen an, präsentiert dir Beispielantworten und Tipps und ist mit einer weiteren wichtigen Funktion ausgestattet: der Audioaufnahme.
So kannst du ganz einfach an deinen Formulierungen feilen und noch dazu trainieren, deine Stimme fest und sicher klingen zu lassen. Die Fragen liefern dir zudem wichtige Anhaltspunkte, welche Aspekte für deine Selbstpräsentation im Vorstellungsgespräch wichtig sein könnten.