„Man kann nicht nicht kommunizieren“, so lautet ein bekannter Ausspruch des Kommunikationswissenschaftlers Paul Watzlawick. Verständlich wird diese Aussage, wenn du dir vorstellst, dass Kommunikation nicht nur Sprache umfasst. Wir drücken uns auch mit unseren Händen, unserer Mimik, unserer Körperhaltung aus.
Sogar die Frisur oder die Kleidung können als Statement aufgefasst werden. Und Blicke können zum Glück zwar nicht töten, dafür aber viel von dem verraten, was wir denken, aber nicht aussprechen.
Körpersprache umfasst also einen großen Teil unseres nonverbalen (nichtsprachlichen) Ausdrucks. Wir senden Signale, die beim Empfänger auf eine bestimmte Weise ankommen. Verschränkte Arme beispielsweise drücken eine Abwehrhaltung aus, ein Lächeln deutet auf Sympathie, Offenheit oder Zustimmung hin.
Zur Körpersprache gehört somit
Während wir unsere verbalen Ausdrucksmöglichkeiten meistens gut an eine Situation anpassen können, widmen wir der Körpersprache eher wenig Aufmerksamkeit. Dennoch nimmt jeder von uns bewusst oder unbewusst wahr, welche Haltung(!) sich in der Körpersprache des Gegenübers ausdrückt. Und genau deshalb ist die Körpersprache fürs Vorstellungsgespräch so wichtig.
Gerade weil wir unsere Körpersprache selten bewusst lenken, drückt sie unvermittelter als unsere Worte aus, wie wir uns fühlen. Fragt dich jemand, wie es dir geht, kannst du problemlos „gut“ antworten, auch wenn dir gerade zum Heulen zumute ist. Möglicherweise wirst du aber rot, die Tränen schießen aus den Augen oder du sackst wie ein Häufchen Elend zusammen. Dann straft dein Körper deine Worte Lügen.
Im Bewerbungsgespräch kann dir genau das zum Verhängnis werden. Denn wenn du eingeladen wirst, hast du die wichtigste Hürde ja bereits genommen. Die Personalbeauftragten sind davon überzeugt, dass deine fachlichen Qualifikationen prima zur ausgeschriebenen Stelle passen. Das Vorstellungsgespräch hat nun den Sinn, zu überprüfen, ob deine Angaben wahrheitsgemäß waren, ob du wirklich der/die kompetente Bewerber/in bist. Darüber hinaus geht es um dich als Person. Passt du ins Unternehmen, ins Team? Wie ist es um dein Verhalten und deine Soft Skills bestellt?
An genau diesem Punkt kommt dann deine Körpersprache ins Spiel. Bist du ein offener freundlicher Typ, der auf andere zugeht, ohne sie zu überrennen? Antwortest du wohlüberlegt, geradeheraus und mit klarem Blick auf Fragen nach deiner Qualifikation? Wirkst du konzentriert und zugewandt oder aggressiv und abweisend?
Deine Körpersprache muss dich also nicht als selbstbewusste/n Strahlemann/Strahlefrau ausweisen. Gestik, Mimik und Körperhaltung müssen stimmig wirken – mit der Situation harmonieren, dein Gegenüber von deinen persönlichen Qualifikationen überzeugen.
Ein/e erfahrene/r Beobachter/in erkennt an deiner Körpersprache zudem, ob und wie sehr du wirklich an der ausgeschriebenen Stelle interessiert bist. Schauen wir uns daher im Folgenden genauer an, wie du das Vorstellungsgespräch durch deine körperlichen Signale positiv oder negativ beeinflusst.
Händeschütteln, Blickkontakt aufnehmen, Lächeln, ein freundliches Wort zur Begrüßung sagen – vor Corona war dies die übliche Form, einem Fremden zu begegnen, um sich vorzustellen. Ein kurzer fester Händedruck signalisiert Selbstbewusstsein und das Gespür fürs richtige Maß.
Wer die Hand dagegen einfach nur schlaff hinhält, wirkt passiv und initiativlos. Aber auch ein zu langes Drücken oder Schütteln der Hand gilt als unpassend und wird von den meisten Menschen als unangenehm empfunden. Schon in den ersten Momenten entscheidet dein körperlicher Ausdruck also darüber, wie du von deinem Gegenüber wahrgenommen wirst.
Seit der Pandemie entfällt die Begrüßung per Hand häufig und damit auch ein Ritual, das es vielen leichter macht, den ersten Moment zu überbrücken. Ganz schlecht wäre es, wenn du jetzt mit verschränkten Armen oder den Händen in den Hosentaschen den Raum betrittst.
Gehe aufrecht und offen in die Situation und reagiere auf das, was deine Gesprächspartner/innen dir anbieten. Ein Lächeln, ein direkter Blickkontakt und ein kurzes Nicken mit dem Kopf oder die Andeutung einer Verbeugung ersetzen den fehlenden Händedruck perfekt.
Sitzt du bereits im Raum, wenn deine Gesprächspartner/innen diesen betreten, stehst du am besten noch einmal auf und verhältst dich wie beschrieben: abwarten, aber nicht passiv, sondern aufmerksam.
Während Begrüßung und Gesprächsbeginn meist bestimmten Ritualen folgen, die wir alle von klein auf eintrainiert haben, bist du im Verlauf des Bewerbungsgesprächs auf dich gestellt. Denn gerade in einem intensiven Gespräch vergessen wir oft, Mimik, Gestik und Haltung zu kontrollieren.
Dein Gegenüber aber wird auf solche Signale achten, denn wie eingangs erwähnt, verraten sie häufig mehr über dich als deine Worte. Negativ wahrgenommen wird es beispielsweise, wenn
Auch ein Blick aufs Handy oder auf die Uhr signalisiert Unruhe und Unaufmerksamkeit. Verzichte zudem auf alles, was den Eindruck erweckt, dass du dich am liebsten aus der Situation zurückziehen würdest. Übertrieben nach vorn geneigte Schultern, ein eingezogener Brustkorb, ein gesenkter Kopf und fehlender Blickkontakt deuten darauf, dass du dich unwohl fühlst.
Vielleicht hilft es dir, wenn du dir vorstellst, dass du ein Spiegel bist, der seinem Gegenüber ein bestimmtes Bild zurückwirft. Jede Krümmung verzerrt das Bild. Ist der Spiegel dagegen plan und wirft er ein helles, klares Bild zurück, erzeugt dies beim Betrachter einen angenehmen Eindruck.
Leichter gesagt als getan, denkst du jetzt vielleicht. Aber eigentlich ist es gar nicht so schwer. Denn letztlich haben wir all unser Verhalten irgendwann einmal erlernt. Mit ein wenig Übung lässt es sich daher auch durch passendere Verhaltensweisen ersetzen.
Wichtig ist, dass du schon beim Hinsetzen die richtige Haltung einnimmst. Achte darauf, die Füße fest auf den Boden aufzustellen – mit verschränkten Beinen ist das nicht möglich. Die Arme sollten auf einer Lehne ruhen, fehlt diese, kannst du die Handgelenke auf dem Tisch ablegen (aber bitte nicht die ganzen Arme und erst recht nicht den Oberkörper).
Alternativ legst du die Hände auf den Oberschenkeln ab. Formen deine Hände eine Raute oder zeigen die Handflächen nach oben, signalisierst du Ruhe und Aufmerksamkeit, ohne passiv zu wirken.
Beim Sprechen und Zuhören hältst du dich gerade und leicht in Richtung deiner Gesprächspartner/innen vorgebeugt. Sind mehrere Gesprächspartner/innen anwesend, schaue in die Runde und nimm mit jedem Blickkontakt auf. Spricht dich jemand an oder stellt dir eine Frage, wendest du deinen Blick natürlich dieser Person zu.
Wenn du beim Sprechen gern mit den Händen gestikulierst, kannst du das auch im Vorstellungsgespräch tun. Vermeide aber allzu wilde, unkontrollierte Bewegungen. Unterstreiche deine Worte lieber durch eine gezielte Geste.
Fehlt dir eine Vorstellung davon, wie das am besten funktioniert? Dann schau dir mal Videos an, in denen wissenschaftliche Themen einem breiten Publikum einfach erklärt werden. Der Versuch, möglichst allgemeinverständlich zu sprechen, ist fast immer von einer Vielzahl an prägnanten Gesten begleitet, die das Gesagte veranschaulichen.
Das waren jetzt schon eine ganze Menge Informationen und wir hoffen, dass sie dich nicht verwirren. Deshalb möchten wir noch einmal ausdrücklich erwähnen: Was beim Vorstellungsgespräch ankommt oder nicht, entspricht im Grunde den Konventionen, wie du sie auch sonst kennst und einhältst. Du sollst also als Persönlichkeit nicht dahinter verschwinden, sondern zeigen, dass du dein Gegenüber respektierst und ins Team passt.
Je nachdem, wo du dich bewirbst, werden die Erwartungen an dich ein wenig anders ausfallen. Eine ungefähre Vorstellung davon erhältst du bereits, wenn du dich mit der Unternehmenskultur befasst. Kurz zusammengefasst ergeben sich somit folgende Dos und Don‘ts fürs Vorstellungsgespräch:
Positiv bewertet wird alles, was dich als freundlichen, interessierten und aufmerksamen Menschen auszeichnet:
Negativ wirkt alles, was dich als übermäßig verschlossen, unfreundlich, abgewandt, fahrig, desinteressiert oder aggressiv erscheinen lässt. Daher solltest du auf folgende Punkte achten und sie vermeiden:
Findet das Vorstellungsgespräch nicht vor Ort statt, sondern als Videokonferenz oder als telefonisches Interview? Dann geh bitte nicht zu lässig damit um, sondern bereite dich ebenfalls gründlich darauf vor.
Für die Videokonferenz solltest du darauf achten, dass dein Gegenüber nur das von dir und deinem Zuhause sieht und hört, was auch für seine Augen und Ohren bestimmt ist. Sorge für einen ruhigen, aufgeräumten Hintergrund.
Für deine Körperhaltung, Kleidung, Gestik und Mimik gelten dieselben Regeln wie bei einem Gespräch vor Ort. Zwar kannst du deinem Gegenüber hier nicht direkt in die Augen blicken – aber du kannst durch eine aufrechte, wache Haltung signalisieren, dass du dem Gespräch aktiv folgst. Den Kopf abwenden, sich komplett entspannt zurücklehnen oder gar nebenher aufs Handy schauen, ist also auch in dieser Situation tabu.
Nimmst du an einem telefonischen Interview teil, wird es dein Gegenüber zwar nicht sehen, ob du einen Jogging-Anzug trägst oder ob du dich aufrecht und zugewandt hältst. Erfahrene Telefonist(inn)en wissen aber: Man hört am Telefon vieles, was man nicht sehen kann.
Zu den obersten Regeln im Telefonmarketing gehört es daher beispielsweise, am Telefon zu lächeln. Denn unsere Körperhaltung und unsere Mimik beeinflussen auch unsere Stimme und die Art, wie wir während eines Telefonats wahrgenommen werden.
Achte zudem darauf, dich auf das Gespräch einzustimmen, indem du
Du kannst und sollst dich im Bewerbungsgespräch nicht selbst verleugnen, aber du kannst einiges dafür tun, damit dir deine Körpersprache keinen Strich durch die Rechnung macht. Schon die Wahl deiner Kleidung wirkt sich darauf aus, wie du stehst und sitzt. Die sollte es dir nämlich ermöglichen, dich entspannt und mit beiden Füßen auf dem Boden in aufrechter Haltung hinzusetzen.
Auch die körperliche Hygiene ist wichtig. Speisereste zwischen den Zähnen, ein unangenehmer Geruch oder Gartenerde unter den Fingernägeln führen dazu, dass du während des Gespräches etwas zu verbergen versuchst. Und das bemerkt dein Gegenüber, auch wenn er den Grund dafür nicht entdeckt. Wenngleich also Knoblauch so gesund ist wie Gartenarbeit – erscheine zum Vorstellungsgespräch so, dass du nicht hinter vorgehaltener Hand sprechen, deine Hände verbergen oder die Achseln an den Körper drücken musst.
Neigst du dazu, gar nicht oder zu übertrieben zu gestikulieren? Dann versuche dich doch einmal als Pantomime. Stell dir vor, du möchtest anderen etwas beschreiben, ohne zu sprechen. Dazu musst du möglichst gezielte Bewegungen ausführen.
Die beste Übung, sich auf eine angemessene Körpersprache im Bewerbungsgespräch vorzubereiten, besteht darin, die Perspektive zu wechseln. Stell dir vor, du möchtest jemandem etwas ganz besonders Wichtiges erzählen. Welches Verhalten zeigt dir, dass die Person dir aufmerksam zuhört? Welches Verhalten kränkt dich oder zeigt dir, dass er oder sie abgelenkt ist oder die Bedeutung dessen, was du erzählst, nicht erfasst? Hilft es dir mehr, wenn die Person dir ständig ins Wort fällt, unwirsche Bewegungen macht, auf die Uhr schaut oder mit sich selbst beschäftigt ist? Oder wäre es nicht schön, sie würde aufmerksam, ruhig und interessiert deinen Worten folgen?
Hilfreich ist es zudem, wenn du auch inhaltlich gut vorbereitet ins Vorstellungsgespräch gehst. So bist du entspannter, kannst gelassener auf die Situation reagieren und strahlst Selbstbewusstsein aus. Kennst du beispielsweise die typischen Fragen an dich als Person, die im Vorstellungsgespräch aufkommen? Kannst du fachliche Themen gut erklären?
Für weitere Tipps zur Vorbereitung wirf unbedingt einen Blick in unseren Guide zum Bewerbungsgespräch, um bestens für das Interview gerüstet zu sein.
Auf unserer Website findest du den digitalen Bewerbungstrainer, ein Tool, das es dir ermöglicht, dich intensiv auf dein Bewerbungsgespräch vorzubereiten, indem du es vorab simulierst.
Nimm dir jeweils fünf Fragen vor und achte, während du sie per Audio beantwortest, auf deine Körperhaltung. Lächle, atme vorab tief durch, sitze entspannt, aber aufrecht.
Gehst du auf diese Weise gut vorbereitet ins Bewerbungsgespräch, kann dir ein kleiner Patzer oder eine unsichere Reaktion nichts anhaben. Denn letztlich wirkst du umso überzeugender, je natürlicher und angemessener du dich verhältst und über deine Körpersprache im Vorstellungsgespräch präsentierst. Und dazu gehört auch, bei einem Fehler oder einer Ungeschicklichkeit einmal über sich selbst lachen zu können.